Mpox-Virus: Neue Pandemie?
Der globale Alarm der WHO in Bezug auf einen neuerlichen Ausbruch von Mpox-Viruserkrankungen in Afrika ist nur wenige Tage alt, schon meldet Schweden, melden weitere Länder das Auftreten von einzelnen Infektionen. Die veränderte Virusvariante zum Ausbruch 2022 scheint infektiöser zu sein, dennoch gehen Experten von lokalen und beherrschbaren Ereignissen aus. Zudem gibt es bereits Imfpstoffe, nur nicht in ausreichender Menge dort, wo sie akut benötigt werden.
Bisher wurden in diesem Jahr in ganz Afrika mehr als 17.000 Verdachtsfälle und über 500 Todesfälle der früher „Affenpocken“ genannten Infektionserkrankung gemeldet, wobei es sich hierbei laut mehrerer Beobachter um eine Unterschätzung handelt. Die Fälle traten vor allem bei Kindern in der Demokratischen Republik Kongo auf, aber mindestens zwölf weitere afrikanische Länder haben ebenfalls Ausbrüche gemeldet, darunter bisher nicht betroffene Länder wie Burundi, Kenia, Ruanda und Uganda. Das MPox-Virus tritt in zwei Hauptvarianten auf, eine davon habe nun eine Untervariante gebildet, die anscheinend höhere Infektiosität aufweist.
Eine Herausforderung ist trotz erster Erkrankungen in anderen Ländern die schnelle Bereitstellung von Impfstoffen im Hauptausbruchsgebiet in Afrika sowie die Versorgung der Patienten, um die Übertragung und eine schnelle Evolution des Virus durch ständige Verbreitung einzudämmen.
Fiona Chisholm ist die Stellvertretende Direktorin für Infektionskrankheiten beim Analyseunternehmen Globaldata. Sie kommentiert: „Die Beschaffung von Impfstoffen zur Verteilung an die am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen sollte jetzt oberste Priorität haben, um den Ausbruch einzudämmen und Leben zu retten. Der MVA-BN-Impfstoff von Bavarian Nordic (Jynneos/Imvanex), der in den USA, Europa und Kanada zugelassen ist, ist der weltweit führende Mpox-Impfstoff. Darüber hinaus ist der Impfstoff LC16 von KM Biologics in Japan erhältlich, und der Impfstoff ACAM2000 von Emergent BioSolutions befindet sich in den USA ebenfalls im Zulassungsverfahren für Mpox.“
Bavarian Nordic hatte noch vor der WHO-Warnung einen großen Auftrag der US-amerikanischen Regierung für die Bereitstellung von Impfstoffdosen gegen MPox erhalten (siehe transkript.de). Diese zugelassenen Mpox-Impfstoffe spielten bereits 2022 eine wichtige Rolle bei der Eindämmung des Virusausbruchs in Ländern mit hohem Einkommen. In Afrika sind jedoch derzeit keine Impfstoffe erhältlich.
Das dänisch-deutsche Biotech-Unternehmen Bavarian Nordic hat nun Daten vorgelegt, um bei der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) die Zulassung seines Impfstoffs gegen Mpox und Pocken für Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren zu beantragen, eine Altersgruppe, die besonders anfällig für die Krankheit sei. „Kinder und Jugendliche sind in der anhaltenden Epidemie in Afrika überproportional von Mpox betroffen, was die Bedeutung und Dringlichkeit eines erweiterten Zugangs zu Impfstoffen und Therapien für diese gefährdete Bevölkerungsgruppe unterstreicht“, sagte Paul Chaplin, CEO von Bavarian Nordic in einer Erklärung.
Das CDC in Afrika schätzt, dass es etwa 10 Millionen Impfdosen benötigt, um den Ausbruch einzudämmen. Als unmittelbare Reaktion darauf kündigte die Europäische Kommission an, dass sie 175.420 Dosen des MVA-BN-Impfstoffs an das CDC für Afrika spenden wird, während Bavarian Nordic 40.000 Dosen spenden wird. Laut eigenen Angaben ist das Unternehmen in der Lage, bis Ende 2025 zehn Millionen Dosen des Impfstoffs zu produzieren, und dass es auf Bestellungen wartet, so Chisholm in ihrer Lageanalyse. Demnach wäre nun der globale Pandemiefonds gefragt, solche Mittel bereitzustellen.